Eine Geburt stellt eine große Herausforderung für den weiblichen Körper dar – rund 80 Prozent der Erstgebärenden erleiden dabei Geburtsverletzungen. Deren Häufigkeit unterscheidet sich in Europa von Land zu Land sehr deutlich. Grund dafür sind traditionell unterschiedliche Herangehensweisen in der Geburtshilfe. Vor allem Dammrisse sind weit verbreitet. In Deutschland liegt die Häufigkeit des Auftretens dieser Verletzung – je nach Studie – zwischen 20 und 30 Prozent.
Primäre Geburtsverletzungen und sekundäre Beschwerden
Typische Geburtsverletzungen vor allem Erstgebärender sind solche der äußeren beziehungsweise inneren Genitale wie Hämatome, Damm- oder Labienriss beziehungsweise Scheidenriss, eine Uterusruptur oder ein Riss in der Zervix.
Neben den primären Verletzungen leiden viele Betroffene auch nach Behandlung und Abheilen der akuten Symptome unter sekundären Beschwerden wie Wundheilungsstörungen, Narben, Verwachsungen und Fisteln. Diese können mit Sensibilitätsdefiziten, Schmerzen beim Sitzen, beim Sport sowie beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) oder mit einer Inkontinenz einhergehen.
Die Lebensqualität der Patientinnen leidet
Betroffene Patientinnen leiden unter diesen Beschwerden, sie schränken diese in ihrem Alltag und auch in ihrem Sexualleben häufig stark ein und mindern die Lebensqualität erheblich. Ständige Schmerzen, Beeinträchtigungen und ästhetische Veränderungen wirken außerdem auch psychisch belastend. In der Praxis werden die Beschwerden allerdings häufig unterschätzt, viele Patientinnen bleiben deswegen mit ihren Problemen allein.
Betroffenen Patientinnen kann geholfen werden
Auch länger zurückliegende Verletzungen können meist weiter behandelt und verbessert werden. In Zusammenarbeit mit Hebammen und niedergelassenen Gynäkologen kann betroffenen Patientinnen häufig durch Proktologen, Sexualtherapeuten oder Schmerztherapeuten geholfen werden. Wichtig ist hier die Aufklärung von Patientinnen über ihre Handlungsoptionen beispielsweise im Rahmen eines Besuchs von Informationsveranstaltungen.
Möglichkeiten der Rekonstruktion nach Geburtsverletzungen
Chirurgisch gibt es im Rahmen der rekonstruktiven Intimchirurgie eine Vielzahl an Möglichkeiten, um die Beschwerden nach Geburtsverletzungen zu lindern oder gar ganz zu beheben und so die Lebensqualität der betroffenen Patientinnen erheblich zu steigern. So können beispielsweise schmerzhafte Narben nach Dammrissen häufig über chirurgische Interventionen behandelt werden.
Angewandte Techniken
Für die sekundäre chirurgische Versorgung der sekundären von Geburtsverletzungen kommen Hauttransplantationen und verschiedene Formen der Lappenplastik zum Einsatz. Bei der lokalen Lappenplastik werden vor allem die Z-Plastik, die YV-Plastik (advanced-flap), Rotations-, Rhomboid- und Transpositionslappenplastiken sowie myokutane Lappenplastiken und die Pudendal-thigh-flap-Technik genutzt.
Sowohl die Z-Plastik als auch die VY-Plastik basieren dabei auf einem Längengewinn auf Kosten der Breite, die YV-Plastik sorgt dagegen für einen Gewinn an Breite auf Kosten der Länge – diese Techniken ermöglichen durch den Distanzgewinn die Behandlung von Narbenkontrakturen, Narbenspangen und Strikturen. Dagegen werden Transpositions-, Rhomboid- und myokutane Lappenplastiken zur Behandlung tiefreichender und breiter Narben im Bereich des Damms eingesetzt.2 Auch die Pudendal-thigh-flap wird vor allem für die Dammrekonstruktion genutzt. Bei der nichtchirurgischen Behandlung schmerzhafter Narben wird auch häufig auf eine Behandlung mit einem Lipofilling zurückgegriffen.
Welche Technik konkret zum Einsatz kommt, ist dabei immer vom konkreten Beschwerdebild abhängig und muss im Einzelfall entschieden werden, jedoch können nahezu alle Beeinträchtigungen vermindert werden.
Ziele chirurgischen Eingreifens
Ziel rekonstruktiver Eingriffe ist dabei stets die Normalisierung von Form und Funktion des Intimbereichs zur Minderung der Beschwerden. Patientinnen soll hier Lebensqualität zurückgegeben werden – bereits einige Tage nach dem Eingriff kann hier häufig eine Veränderung innerhalb der Schmerzwahrnehmung verzeichnet werden, einige Wochen danach zeigt sich dann in der Regel eine deutliche Linderung des Beschwerdebilds.
Indikation chirurgischer Interventionen
Eine chirurgische Intervention ist dann angeraten, wenn die Schmerzen und Beschwerden der Patientin länger als drei bis sechs Monate andauern. Patientinnen sollten hier im Rahmen der Nachsorge auf chirurgische Maßnahmen und unterstützende Angebote aufmerksam gemacht und zu einer Behandlung ermutigt werden.
Bei Fragen oder für weitere Informationen zum Thema Sekundäre Rekonstruktion nach Geburtsverletzungen rufen Sie uns an!
Tel. 07141-920677
Weitere Informationen zum Thema Intimchirurgie finden Sie hier